ABSV Essen Borbeck 1833 e.V.
Das Wachsame Hähnchen
Als Essen noch eine kleine Stadt war mit hölzernen Häusern und verwinkelten Gassen, als es noch keine Straßenbeleuchtung innerhalb der Stadtmauern gab, da drohten ständig Gefahren: überraschende Feuerbrünste konnten verherrende Auswirkungen haben und nachts war man vor Überfällen räuberischer Banden nie sicher. Zu ihrem Schutze hatten die Essener Bürger mancherlei Vorkehrungen getroffen. So gab es den Nachtwächter, der mit einem Helm, einer Hellebarde, einer Laterne und einem Horn bewaffnet war und der zu bestimmten Zeiten in sein Horn tutete und dazu seinen Vers sang: "Hört ihr Herrn, und lass euch sagen, die Glocke hat zehn, elf... geschlagen. Bewacht das Feuer und das Licht, das diese Nacht kein Schaden geschieht, und lobet Gott, den Herrn." Neben dem Nachtwächter durchstreiften zeitweise auch mit Piken ausgerüstete Bürgerwehren die Stadt. Auf die stets drohende Feuergefahr hatte besonders der Turmwächter auf der Marktkirche zu achten. Auch er hatte die einzelnen Nachtstunden durch Blasen aus allen vier Schallöchern anzuzeigen. Wenn ein Brand ausgebrochen war, mußte er die Brandglocke ziehen und außerdem in die entsprechende Himmelsrichtung eine Laterne hinaushängen, damit jedermann wußte, wo er sich zu wenden hatte. Denn alle Bürger waren in diesen Fällen zur Hilfeleistung verpflichtet. ********* Es war an einem heißen Sommertag, als ganz Essen die Hochzeit der Tochter des Bürgermeisters feierte.Nach der Trauungszeromonie im alten Münster hatte man sich vor der Toren der Stadt zusammen gefunden, um dort auf den Wiesen den Tag mit Spiel und Tanz zu verbringen. Am Abend als die Stadttore geschlossen wurde, feierte man in den Schenkstuben weiter, und erst am frühen Morgen begaben sich die letzten weinseeligen Zecher zu Bett. Zu diesen gehörten auch der Nachtwächter und der Turmbläser, die selbstverständlich an den Feierlichkeiten teilgenommen hatten. Auf den Gedanken, nun, wo die Nacht schon fast vorüber war, noch ihren Dienst anzutreten, waren sie gar nicht mehr gekommen. Was sollte auch passieren in dieser warmen Jahreszeit, in der kein Kamin mehr brannte und alle Herdfeuer und Kerzen gelöscht waren? Doch die Gefahr zog bereits von den Stadtmauern herauf: leise huschten etwa 20 Männer heran. Es war eine Räuberbande die einen Überfall geplant hatte und die Gelegenheit nach der Hochzeitsfeier als günstig ansah, um ans Werk zu gehen. Aufmerksame Wachen hätten sie entdecken können, die wüsten Gesellen, die da auf leisen Sohlen von allen Seiten heranschlichen. Ihre Pferde hatten sie ein Stück zurück gelassen. Und so war nun hin und wieder ein leises Wispern oder das Klappern herabhängernder Waffen zu vernehmen. Schließlich hatten sich alle Männer an der verabredeten Stelle unterhalb der Stadtmauer versammelt. Sie hatten ein langes Seil mit Widerhaken mitgebracht, das sie nun über die Mauer warfen und an dem sie sich hochziehen wollten. Mit leisem Knirschen rastete der Haken in die Mauernische ein. Niemand innerhalb der Stadt vernahm das Geräusch. Niemand? Doch da war jemand, der schon zu so früher Morgenstunde auf den Beinen war und darauf wartete, mit seinem lärmenden Tagewerk zu beginnen: es war ein Hahn. Aufgeschreckt durch die unerwarteten fremden Geräusche meinte er, die ersten Sonnenstrahlen nicht abwarten zu sollen und mit einem lautem "Kikerikiii .....!" machte er seine Empörung über die morgendliche Störung Luft. Und noch einmal "Kikerikiii....!" Gewohnt beim ersten Hahnenschrei aufzustehen begoben sich nun viele Bürger aus den Betten und es dauerte nicht lange, bis die Räuber die bereits die Stadtmauer erklommen hatten, entdeckt waren. Eilends ließ man die Glocken läuten, die Schützen griffen zu den Waffen und mutig machte man sich daran die Räuber zu vertreiben. Als diese sahen, daß sie bemerkt worden waren und mit ernsthaften Widerstand zu rechnen hatten, da ließen sie sich schnell wieder an ihrem Seil hinab und flohen, so schnell die Beine sie trugen, froh, wenigstens mit dem Leben davon gekommen zu sein. Die Essener sahen aber allen Grund, ihr Abenteuer damit zu beenden, daß sie die Feier des Vortages fröhlich fortsetzten. Ihren Retter, den Hahn, vergaßen sie jedoch nicht. Zeit seines Lebens genoß er jegliche Freiheit. ************ Und später setzten die Essener Schützen ihrem "wachsamen Hähnchen" sogar ein Denkmal, das heute seinen Standort auf dem Kurienplatz gefunden hat. Auch ein Schützenlied läßt die Erinnerung an das "wachsame Hähnchen" fortleben. Der ehemalige Musikdirektor der Stadt Essen, Max Fiedler, hat es in der von ihm 1931 komponierten Overtüre "Essen" verarbeitet: Wer kaufet, wer kaufet ein wachsames Hähnchen, wer kaufet einen wachsamen Hahn? Wer kaufet einen wachsamen Hahn? Er wecket euch im Winter im Sommer so früh, er krähet so lieblich seine Kickerikikikiki, seine Valeraleralerale, seine Rucketucketucktuck, seine Valeralala. Er ernährt sich von Würmern und Körnern der Erde, er locket die Hühner herbei, er locket die Hühner herbei, Er wecket euch im Winter, im Sommer so früh, er krähet so lieblich seine .................................................. Er ist zwar kein König und kostet sehr wenig, er reizet so manchen zum Zorn, er reizet so manchen zum Zorn. er wecket euch im Winter, im Sommer so früh, er krähet so lieblich seine ...................................................